Russische Medien sind darüber erbost, dass das Tagebuch des Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels in der Ukraine im Verlag Folio veröffentlicht wird.

Mit monotoner Vorhersagbarkeit, behauptet der Kreml, dass Ukrainer damit den Nationalsozialismus verherrlichen würden. Aber Moskaus wahre Sorge ist, dass eine Auswertung von Goebbels Techniken aufdecken würde, wie nah Putins‘ Methoden an denen von Goebbels heranreichen. Ist die Nutzung von Lügen und Fake News von Goebbels abgeleitet und spiegelt die Aktivitäten und Taktiken des Nazi-Propagandisten.

Im Gespräch über das Buch, sagt der Direktor des in Kharkiv ansässigen Folio-Verlags, Alexander Krasovycky auf StopFake-Anfrage, dass das Buch helfen würde zu verstehen, inweiweit „die Geheimnisse der aktuellen russischen Propaganda ihre Wurzeln bei Goebbels haben“. Krasovycky sagt, dass der Verlag Folio bewusst die Tagebücher aus der letzten Lebenszeit von Goebbels, aus den Kriegsjahren 1944 bis 1945, gewählt habe. Man wolle dabei thematisch gezielt den Schwerpunkt auf die Niederlage von Nazi-Deutschland legen.

„Wenn russische Medien auf uns achten, dann haben wir das Bullauge getroffen. Es gibt eine klare Parallele dazwischen dem wie Putin heute die russischen Propagandawaffen schwingt, die damals von Goebbels selbst entwickelt wurden“, sagte Krasovycky.

RIA Novosti, RT, Russlands staatlicher Sender Channel One, Anna News, Eurasia Daily, Lenta.ru, NovostiMail.ru und andere veröffentlichten diese Geschichte ohne die Gründe hinter der Veröffentlichung zu nennen.

Website screenshot RT
Website screenshot NA Kharkiv
Website screenshot News.mail.ru

Um nicht den Kontext der Veröffentlichung zu veranschaulichen, lassen die erwähnten russischen Medien einfach die Erklärung des Direktors Krasovycky weg, warum die Tagebücher zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht werden.

Beispielsweise wurde eine historisch kommentierte Version von Adolf Hitlers „Mein Kampf”, die von einem Team von Historikern und Gelehrten vorbereitet wurde, im vergangenen Jahr vom Münchner Institut für Zeitgeschichte in Deutschland publiziert.

Um zu erklären warum das Institut das mehr als umstrittene Buch gerade jetzt veröffentliche, sagte der Direktor Andreas Wirsching, dass es in einer Zeit, in der autoritäre politische Überzeugungen und rechtsextreme Slogans wieder an Popularität gewinnen, geradezu notwendig sei über die Ursachen dieser Probleme gewissenhaft nachzudenken. Die Untersuchung der nationalsozialistischen Weltanschauung und Propaganda helfe dabei, die strukturellen Wurzeln und Ergebnisse dieser totalitären Ideologien zu untersuchen.