Der russische Chefkommentator Dmitry Kisseljow widmete sich am 29.1.2016 während seiner Sonntag-Sendung „Nachrichten der Woche“ eingehend der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Was er dabei zu sagen hatte, ist durchaus beachtlich. Die Kollegen vom Disinformation Review haben sich deswegen daran gemacht die darin auftauchenden Lügen, Beleidigungen und Vorwürfe zu sammeln:

„Versteht mich nicht falsch, ich werde nicht über Angela Merkel als Frau reden“, sagt der russische Chefkommentator Dmitry Kisseljow seinem Publikum am letzten Sonntag und setzte fort: „Ich werde mich nicht zu ihren Falten äußern, nicht zu ihrer Frisur, der Farbe ihrer Kleidung oder auch nicht zu den nicht wechselnden Design ihrer Hosenanzüge.“ „Ich persönlich habe das Gefühl das Merkel sehr viel älter geworden ist.“, erklärte Herr Kiselov, während das Wort „Démodée” (Dt. überholt/altmodisch) auf Französisch auf dem Schirm hinter ihm erscheint. Warum, mögen wir fragen wollen, erscheint diese persönliche Attacke auf die deutsche Kanzlerin, und warum gerade jetzt?

Unter der Überschrift, „Merkel fällt aus der Mode“, kommentiert Herr Kisseljow, Moderator der Hauptsonntagabendprogramms des staatlichen Kanals Rossiya-1, über neun Minuten vor seinen Zuschauern mit einer eindeutigen Antwort. Mit dem neuen amerikanischen Präsidenten im Amt ist „die EU entweder dazu gezwungen zu ihren alten Prioritäten zurückzukehren – aber alleine – oder sie vollführt eine 180 Grad-Wende“ und verfolgt „rationale Beziehungen zu Russland.“ Das Narrativ dass Herr Kisseljow auf seine Zuschauer einhämmert ist, dass Kanzlerin Angela Merkel russischen Interessen im Weg steht.

Screenshot – Rossija 1

Neben dem sexistischen Framing, bemüht Herr Kisseljow in seinem Kommentar einen historischen Diskurs darüber, wie er denkt, dass Frau Merkel für die gleiche expansive Idee einer „Lebensraum“-Politik in Ost- und Mitteleuropa genau wie das NS-Regime stehe. Die Ukraine, wird uns mitgeteilt, sei ein Gebiet, das Deutschland unter Merkel „schlucken“ wollte. Herr Kisseljow kontrastiert Merkels Russlandpolitik mit der „Ostpolitik“ früherer deutscher Führer und fügte hinzu, dass „ohne das Einverständnis Russlands keine deutsche Wiedervereinigung und keine europäische Einheit“ gegeben hätte.

Screenshot – Rossija 1

Aber lassen Sie uns nicht Dmitry Kiselev nicht falsch verstehen. Weder unterstützt er Sexismus, noch ist er Rassist: Im Laufe des gleichen Sonntagabendprogramms, verwies er auf Barack Obama als einen „Mohr“, nur um danach zu betonen, dass seine Verwendung dieses Wortes einfach ein literarisches Verweis auf das Schiller-Zitat: „Der Mohr hat seine Pflicht getan, der Mohr kann gehen“. Zu Beginn der Sendung, fand der Moderator sogar so viel Zeit um über die internationalen Kritik zu reflektieren, die er für seinen Kommentar der letzten Woche erhalten hatte, Michelle Obama sehe zu Trumps Vereidigung wie „eine Haushälterin“ aus. (Siehe dazu der Bericht von DisInfo). Weiter erklärte er, dass er sich tatsächlich auf Frau Obamas Kleid und nicht auf die Farbe ihrer Haut bezogen habe.

Screenshot – Rossija 1

Wie die „Disinformation Review“ zum Beginn von 2017 bereits unterstrichen hat, haben deutsche Autoritäten mehrmals auf das Risiko hingewiesen, dass russische Desinformationskampgnen auf Deutschland und die bevorstehenden Bundestagswahlen abzielen könnten. Dmitry Kiselevs‘ Sonntagabendprogramm spielt dabei gewöhnlich die Rolle des Rahmensetzers für solche Kampagnen. Wir haben deswegen Grund zur Annahme zu glauben, dass Sexismus, Rassismus und Nazi-Vorwürfe gegenüber Kanzlerin Merkel nur die ersten Instrumente des Propaganda-Instrumentenkasten des beginnenden Jahres sein werden.

Übersetzung von StopFake_DE.

Original: EUvsDisinfo – „Russian state TV attacks Angela Merkel as out of fashion“(31.1.2017)

Kontext: Julian Roepcke – Lügen-Attacke auf die Kanzlerin (BILD, 30.1.2017)