Kiew, 12. Juni 2017. Das Projekt „StopFake“ führte eine nationale Untersuchung mit dem Namen „Kenntnisse und Einstellung zu Desinformationen und Propaganda in den Medien“ durch. Dabei wurde festgestellt, dass 58 Prozent der Ukrainer eine Gefahr durch russische Propaganda und Desinformationen sehen. Die Untersuchung wurde durch das Kiewer Internationale Institut für Soziologie durchgeführt, wobei Repräsentanten in 110 Ortschaften befragt wurden, darunter zwei Fokusgruppen im Gebiet von Donezk. Über die Ergebnisse der Untersuchung berichtete Darja Orlowa, stellvertretende Direktorin der Kyiv-Mohyla Schule für Journalistik, während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center.

Geographische Besonderheiten

Die Umfrage ergab wesentliche regionale Unterschiede in Bezug auf die russische Propaganda. 42 Prozent der Befragten in den südlichen, und 46 Prozent in den östlichen Regionen sind der Meinung, dass es keine Gefahr gibt. Dabei zeigt der nationale Durchschnitt, dass nur ein Drittel der Befragten eine Gefahr sieht.

Propagandaindustrie

Als Hauptquelle für Propaganda nennen 45 Prozent der Befragten russische TV-Sender; 34,5 Prozent nennen Online-Medien, dabei über 20 Prozent soziale Netze. Im folgenden Schritt der Untersuchung sollen über 1.000 Facebook-Seiten analysiert werden, die „FakeNews“ kennt, um daraus eine Datenbank über die Medienorganisation zu erstellen, die diese Seiten betreiben. Faktisch wird es eine Liste russischer Agenten, durch die Medien beeinflusst werden.

Daria Orlova, stellvertretender Direktor der Mohyla School of Journalism für Forschung
Daria Orlova, stellvertretender Direktor der Mohyla School of Journalism für Forschung

Sträfliche Überheblichkeit

Ein Drittel der Befragten meint, dass sie ihre Medienkompetenz erhöhen müssten. Die meisten Befragten sehen sich allerdings in der Lage, richtige von falschen Informationen zu unterscheiden. Dabei sticht heraus, dass gerade in den Ost- und Südgebieten, die das Hauptziel der russischen Propaganda sind, die Prozentzahl solcher „Experten“ höher ist als in den anderen Regionen.

Verantwortlichkeit

„StopFake“ wunderte sich über eines der Ergebnisse: 33,8 Prozent der Befragten verwiesen darauf, dass auch in ukrainischen Medien Propaganda betrieben würde. Dies ist deshalb beunruhigend, da die Gleichsetzung von ukrainischer mit russischer Propaganda aus offensichtlichen Gründen seltsam erscheint [Whataboutism]. Die Autoren der Untersuchung vermuten, dass dieser Eindruck der Repräsentanten von der unzureichenden Kenntnis ukrainischer Medien rührt.

Ruslan Deynychenko, CEO StopFake
Ruslan Deynychenko, CEO StopFake

Nachrichten von der Front

Die Untersuchung in den Fokusgruppen im Gebiet von Donezk zeigte ein hohes Niveau an Ratlosigkeit und Misstrauen gegenüber Medien. So ergab sich, dass die Repräsentanten mit jeder Information sehr vorsichtig umgehen, wenn sie von der verbreiteten Annahme ausgingen, dass „50 Prozent richtig, 50 Prozent falsch“ seien. Trotzdem meinten die Repräsentanten, dass die russische Propaganda kategorischer und zielgerichteter sei.

Was weiter?

„StopFake“ gründete in Kramatorsk den Zeitungsverlag „Kenne Deine Rechte“, dessen Ziel es ist, die Medienkompetenz zu verbessern und den Bewohnern in den Ostgebieten den Zugang zu verifizierten Informationsquellen zu ermöglichen.

Von Ukrainisches Krisen-MedienzentrumKenntnisse und Einstellung zu Desinformationen und Propaganda in den Medien