Amnesty International startet eine neue Website, die Journalisten dabei helfen soll You-Tube Videos zu überprüfen.[spacer style=“1″]
Stellen Sie sich vor: Sie sehen dieses wackeliges Amateur-Video auf YouTube und im Hintergrund dieses Videos sind deutlich Schüsse zu hören. Gleichzeitig steigt schwarzer Rauch aus einem Gebäude auf, was wie eine Moschee auszusehen scheint; der Erzähler spricht in Arabisch; die Beschreibung des Videos sagt, dass das Video in den Vororten von der syrischen Hauptstadt Damaskus gemacht wurde.

Das Video ist sehr eindrucksvoll, aber ist es auch wirklich wahr? Ist das Video echt? Zeigt das Video ein neues Ereignis oder sind die Bilder bereits mehrere Jahre alt? Und wie kann ein Journalist die Authentizität des Videos überhaupt überprüfen? Dies sind genau die Fragen, vor denen Journalisten bei Ihrer Arbeit tagtäglich stehen, wenn Sie die Menge von neuen „user-generated content” ,insbesondere an You-Tube-Videos, sichten müssen.
Um diese Probleme anzugehen, startet Amnesty International eine neue Website, das sogenannte „Citizen Evidence Lab“. Diese Plattform bietet Journalisten und Menschenrechtsaktivisten nützliche Werkzeuge und Hinweise, die ihnen dabei helfen “user-generated” Video auf ihre Echtheit hin zu überprüfen.

Die gestarteten Anstrengungen von Amnesty International sind dabei hauptsächlich auf YouTube-Videos gerichtet. Es gibt auf der neuen Seite eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die den Benutzer durch eine detaillierte Checkliste zur Verifizierung von Videos führt. Dabei kann man versuchen verschiedene Merkmale eines Videos zu überprüfen, so wie die Hintergrunds Geschichte von jemanden, der das Video hochgeladen hat. Hinzu kommt die Überprüfung des Datums, wann es hochgeladen wurde, und der Ort, an dem das Video gedreht wurde. Die Anleitungen und Übungen auf der neuen Plattform umfassen dabei auch grundlegende Videobearbeitungsfunktionen, wie beispielsweise die Audio-Spur von einem YouTube Video zu extrahieren oder ein YouTube Video herunterzuladen. Amnesty hat auch einen Test auf seiner Website zur Verfügung gestellt, bei dem die Benutzer ihre Verifikationsfähigkeiten mit der „Citizen Evidence Lab“ Check-Liste üben können.[spacer style=“1″]
Die Mengen an täglichen „User-generated content” zu verifizieren ist eine große Herausforderung für Nachrichtenorganisationen. Ein Ergebnis dessen ist beispielsweise die Firma Storyful. Diese wurde als komplett neues Unternehmen gegründet, um die Inhalt von sozialen Medien zu überprüfen. Laut eigenen Angaben hat sich das Unternehmen auf Nachrichten aus sozialen Netzwerken spezialisiert hat. Storyful filtert, analysiert und verifiziert Beiträge, Fotos und Videos aus sozialen Medien. Wenig verwunderlich, dass auch das größte soziale Netzwerk auf die Dienste des Unternehmens aufmerksam wurde. Im April 2016, kündigte Facebook an, eine Partnerschaft mit der Seite zu starten – FB Newswire. Eine Seite die die Inhalte bereitstellt, die auf Facebook gepostet wurden.[spacer style=“1″]

Das Video von der Damaskus-Moschee wurde innerhalb des Citizen Evidence Lab eingesetzt, um die Verfizierungsfähigkeiten der Nutzer zu testen. Anhand der erwähnten Schritt-für-Schritt Erklärung wird der Benutzer nach und nach darin geschult verschiedene Aspekte des Videos in seiner Authentizität zu bestätigen. In diesem Fall, wurde das Video von einem syrischen Medienkollektiv gepostet, das scheinbar oftmals Videos aus diesem speziellen Bereich veröffentlicht. Das Kollektiv hat bereits mehr als 600 andere Videos hochgeladen, verfügt über eine eigene Website, und ist auch auf anderen sozialen Medien Plattformen aktiv. Darüber hinaus, stimmt das Wetter in dem Video mit dem Wetterbericht vom Tag der angeblichen Aufnahme überein, an dem das Video hochgeladen wurde. Zusätzlich entspricht die Lage der Moschee mit Aufnahmen aus einem Satellitenbild überein. Im Ganzen überwiegen also die Beweise, die vermuten lassen, dass es sich bei dem Video um ein authentisches Video handelt.[spacer style=“1″]
Von Joseph Lichterman, www.niemanlab.org.