Artikel im Abschnitt ‚Kontext‘ sind keine Fälschungen. Wir veröffentlichen sie, um unseren Lesern einen besseren Einblick in die Techniken, Methoden und Praktiken der russischen Regierung in ihrem Informationskrieg zu geben. Die Meinung des Autors muss nicht der Meinung von StopFake entsprechen.

Von EU vs Disinfo

In den letzten Jahren ist Online-Desinformation auf der internationalen Bühne zu einem immer größer werdenden Problem geworden. An der Spitze des Kampfes um den Wert der Fakten stehen Journalisten, die eine der wichtigsten Säulen einer freien und demokratischen Gesellschaft verteidigen: freie und unabhängige Medien.

Reporter ohne Grenzen und ihre Partner haben Anfang des Jahres eine Initiative zur Bekämpfung von Desinformation gestartet: #JournalismusTrustInitiative. Reporter ohne Grenzen veröffentlichte kürzlich einen neuen Bericht mit dem Titel “Online-Belästigung von Journalisten — Angriff der Trolle” zum Thema Online-Angriffe gegen Journalisten, in dem sie 25 Empfehlungen an Regierungen, internationale Institutionen, Online-Plattformen, Medienorganisationen und Werbeagenturen richten.

In dem Bericht wird die Vorgehensweise der Feinde der Pressefreiheit, die ihre Online-Angriffe gegen Journalisten orchestrieren, in drei Stufen von Reporter ohne Grenzen definiert:

1. Desinformation: Journalistische Inhalte in sozialen Netzwerken ertrinken in einer Flut von gefälschten Nachrichten und regierungsfreundlichen Inhalten;

2. Verstärkung: Die Wirkung regierungsfreundlicher Inhalte wird künstlich durch Kommentatoren verstärkt, die von der Regierung dafür bezahlt werden. Nachrichten in sozialen Netzwerken werden durch Bots, Computerprogramme, die automatisch Beiträge generieren, veröffentlicht;

3. Einschüchterung: Journalisten werden persönlich angegriffen, beleidigt und bedroht, um sie zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen.

Der Bericht enthält auch ein Tutorial für Journalisten über den Umgang mit Trollarmeen und gibt einen Überblick über die autoritären Regime, die sie nutzen. Reporter ohne Grenzen kommt auch zu dem Schluss, dass Journalistinnen häufiger als Journalisten belästigt werden. Die Belästigung von Frauen ist oft erniedrigend und enthält Drohungen sexueller Natur. Die 25 Empfehlungen wurden mit dem Ziel formuliert, diesen neuen digitalen Bedrohungen zu begegnen.

An Regierungen:

1. Die Gesetze zur Strafverfolgung von Online-Belästigungen von Journalisten zu verschärfen

2. Die Verantwortung der Online-Plattformen in Bezug auf die in ihren Netzwerken verbreiteten Inhalte zu stärken

3. Systeme für Alarmierung und schnelles Eingreifen in Belästigungsfällen zu implementieren

4. Sicherstellen, dass die Regeln zur Bekämpfung von Hassinhalten gerecht und konsequent angewandt werden

5. Wiederherstellungsverfahren für Cyber-Belästigungsopfer umsetzen (z.B. finanzielle Entschädigung, medizinische und psychologische Hilfe, Unterstützung bei Umzügen)

6. Den Rückgriff auf Online-Einfluss- und Destabilisierungsmittel – Trolle – verbieten, die die öffentliche Meinung manipulieren und Journalisten belästigen

7. Bei den Vereinten Nationen müssen die Regierungen auf die Schaffung eines Sonderbeauftragten für die Sicherheit von Journalisten drängen

8. Die europäischen Regierungen müssen das Zusatzprotokoll zum Europarat-Übereinkommen über Cyberkriminalität unterzeichnen und ratifizieren

9. Regierungen müssen multidisziplinäre internationale Forschung über Zensurtechniken fördern

10. Regierungen müssen die digitale Bildung stärken

11. Alle öffentlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit Online-Gewalt müssen ihren geschlechtsspezifischen Charakter berücksichtigen

An internationale Organisationen:

12. Die Regierungen weiterhin auffordern, das Prinzip aufrechtzuerhalten, dass „die gleichen Rechte, die Menschen offline haben, auch online geschützt werden müssen, insbesondere die Meinungsfreiheit“

13. Zur Erforschung von Methoden der Online-Belästigung beitragen

14. Internationale und regionale Menschenrechtsschutzsysteme müssen Online-Belästigung in ihre Überwachung von Missbrauch gegen Journalisten einbeziehen

Zu Online-Plattformen:

15. Online-Plattformen müssen hinsichtlich ihrer Regeln für die Moderation von Online-Inhalten transparent sein

16. Sie müssen sicherstellen, dass diese Regeln nicht zu Methoden werden, um Journalisten zum Schweigen zu bringen

17. Ein Notfallwarnsystem für Journalisten einrichten, die von Online-Bedrohungen und -Angriffen betroffen sind

18. Bei Ermittlungen wegen Cyber-Gewalt gegen Journalisten aktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, mit Maßnahmen einschließlich der öffentlichen Bekanntgabe der Namen der Täter

19. Online-Belästigungsaktionen bekämpfen, die von Trollfabriken oder Bots organisiert werden

20. Kommunikations- und Sensibilisierungskampagnen zum Thema Online-Gewalt entwickeln

An Media-Organisationen:

21. Die Bedrohung erkennen und lernen, Angriffe zu antizipieren

22. Die Schaffung von Netzwerken zum Austausch bewährter Verfahren durch die Entwicklung eines integrierten Ansatzes zu fördern

23. Online-Belästigung von Journalisten zu einem wichtigen Thema zu machen

An die Inserenten:

24. Sich weigern, auf Webseiten zu werben, die sich an der Verbreitung von Hassinhalten beteiligen

25. Ethik-Kodex und Best-Practices für Online-Werbung entwickeln

Den vollständigen Bericht finden Sie hier.

Von EU vs Disinfo