RUSSLAND — Kreml-Sprecher Dmitri Peskow und Vorsitzender des Medienrates der Russischen Geographischen Gesellschaft (RGO) gibt am 25. November 2019 in Moskau eine Pressekonferenz über die Medienzuschüsse der Russischen Geographischen Gesellschaft.

Von Polygraph – Übersetzung StopFakeDE

Dmitri Peskow
Sprecher des Russischen Präsidenten

„Es geht um einige haltlose Anschuldigungen. Tatsächlich könnte man erwarten, dass diese russophobe Besessenheit unter der gegenwärtigen Situation verblassen wird, aber sie scheint nicht zu verblassen.“
Quelle: TASS, 18.März 2020
Falsch
Desinformationen über das Coronavirus sind von den russischen Staatsmedien verbreitet worden.

Am 18.März, wies Dmitri Peskow, Sprecher des Russischen Präsidenten die Erkenntnisse von EUvsDisinfo zurück, die berichtetet hatten, dass Russland falsche Informationen über COVID-19 und das verursachende Coronavirus verbreitet. Peskow sagte, der Bericht enthalte „grundlose Anschuldigungen“, die er der „Russophobie“ zuschrieb, einem gängigen Kreml-Narrativ.

EUvsDisinfo ist ein Projekt der EU’East StratCom Task Force, die 2015 als Reaktion auf russische Desinformationskampagnen gegründet wurde. Der fragliche Bericht wurde am 16. März veröffentlicht und mit einer Überschrift versehen: „Der Kreml und die Desinformation über das Coronavirus“. Der Bericht legt dar, wie russische Medien widersprüchliche Informationen verbreiten, indem sie COVID-19 abwechselnd als wenig gefährlicher als die gewöhnliche Grippe darstellen und voraussagen, dass sie die Zivilisation zerstören wird.

Der Bericht beschrieb auch russische Medienverschwörungstheorien, die behaupten, die US-Regierung habe das Virus in einem Labor für biologische Waffen entwickelt. Peskow behauptete, der EUvsDisinfo-Bericht enthalte keine „Beispiele„, noch zitierte er „spezifische Nachrichtenkanäle“.

Diese Behauptung ist falsch.

EUvsDisinfo, ein Dienst der Europäischen Union zur Aufdeckung gefälschter Nachrichten, bietet direkte Links zu den als Desinformation identifizierten Artikeln. Die Links zeigen deutlich, dass in einigen Fällen offizielle russische Staatsmedien die betrügerischen Erzählungen forciert haben.

So veröffentlichte der Belarus’Ableger von Sputniks eine Geschichte, in der er behauptet, das Virus eine „angelsächsische“ Verschwörung zur Bekämpfung Chinas sei. EUvsDisinfo zitierte auch einen Bericht von Sputniks Tochtergesellschaft in Südossetien, einer von russischen Truppen besetzten abtrünnigen Region Georgiens, in dem behauptet wird, die Epidemie sei vom Westen zu einer „Waffe“ für „Informationskriege“ gemacht worden.

In einem anderen Fall brachte Sputniks armenischer Ableger eine Geschichte heraus, in der er ohne jeden Beweis behauptete, dass das COVID-19-Virus in einem US-Laboratorium erzeugt wurde. Sputnik Lettland veröffentlichte einen Artikel, in dem er behauptete, das Virus könnte aus Lettland stammen.

EUvsDisinfo zitierte auch Desinformationen, die auf Websites erschienen, die nicht im Besitz der russischen Regierung sind, aber regelmäßig die Kreml-Narrative fördern.

Dazu gehört auch Geopolitica.ru, das mit dem rechtsextremen russischen Propagandisten Alexander Dugin in Verbindung gebracht wird. Die Suchfunktion der EUvsDisinfo-Website ermöglicht es den Nutzern, festzustellen, ob falsche Behauptungen von einem offiziell staatlichen Medienunternehmen stammen.

Iran -- Russian political analyst Aleksandr Dugin speaking in the sixth "New Horizon" seminar in Mashhad, on May 12, 2018.
Iran — Der russische Politologe Aleksandr Dugin spricht auf dem sechsten „New Horizon“-Seminar in Mashhad am 12. Mai 2018

Das Wissen darum, wie russische Führungskräfte der staatlichen Medien ihre Verantwortung sehen, hilft zu erklären, warum diese Desinformation als Bedrohung angesehen wird, insbesondere in Europa. So beschrieb beispielsweise die Chefredakteurin von RT (Russia Today), Margarita Simonyan, im Jahr 2012 die Rolle ihres Netzwerks in militärischer Hinsicht als eine Form der Informationskriegsführung.
Simonyan sagte der russischen Zeitung „Kommersant„, dass der russische Steuerzahler die RT aus demselben Grund brauche wie das Verteidigungsministerium des Landes.

Dmitry Kiselyov, der Sputniks Mutteragentur leitet, hat sich ähnlich geäußert und die Ära des neutralen Journalismus für „beendet“ erklärt.

Trotz der „Russophobie„-Widerlegungen gibt es Hinweise darauf, dass die russische Regierung Desinformationen über das Coronavirus ernst nimmt – zumindest in Russland. Am 19. März berichtete RT, dass eine Frau im Fernen Osten Russlands wegen der Verbreitung falscher Informationen über das Virus angeklagt wurde. Nach Angaben der örtlichen Polizei hatte sie „Fakten über das Coronavirus verbreitet, die nicht der Realität entsprachen“.

Von Polygraph – Übersetzung StopFakeDE