Von EuvsDisinfo – Schmutzkampagne gegen zivile Retter in Syrien dauert an (22.2.2018)


Am 6. Februar veröffentlichte der UN-Untersuchungsausschuss zu Syrien eine Stellungnahme, dass verschiedenen Berichten nachgegangen werde,  wonach Bomben, die waffentauglich gemachtes Chlor beinhalteten sollen, in der Stadt Saraqeb in Idlib und in Douma in Ost-Ghouta zum Einsatz gekommen  seien.

Die kremlfreundlichen Desinformationen bereiteten ihre gewöhnliche Antwort vor: Eine Woche später behaupteten Russia Today und Sputnik, dass die zivile syrische Gruppe freiwilliger Helfer, White Helmets (Weißhelme), gemeinsam mit den Terroristen der Al-Nusra-Front, „eine Provokation in der syrischen Provinz Idlib unter Einsatz chemischer Waffen vorbereitet, mit dem Ziel Damaskus die Schuld zuzuweisen.“

Die Desinformation bezog sich auf einen Anruf eines „örtlichen Anwohners“ und wurde von DFRLab umfangreich widerlegt. Es setzt sich somit das Muster fort, wonach „White Helmetsdiskreditiert und von kremlfreundlichen Desinformationen der Kollaboration mit Terroristen bezichtigt werden. Das über allem stehende Ziel bleibt dabei, Misstrauen in die Arbeit dieser Freiwilligenorganisation zu säen.

Der kreative Missbrauch von „Quellen“

Der Desinformationsartikel zu den White Helmets nennt lediglich eine anonyme Quelle zur Untermauerung der Behauptung. In den letzten zwei Wochen konnte man Zeuge von verschiedenen anderen Beispielen von unbelegten Quellen werden.

Der staatlich kontrollierte Fernsehsender Rossiya 24 bezog sich bei der Behauptung, die Qualität der lettischen Schulausbildung sei auf das Niveau der Dominikanischen Republik gefallen, auf nicht näher genannte „lokale Nachrichtenagenturen“. In Wirklichkeit ordnete die PISA-Studie aus dem Jahr 2015 Lettland auf Platz 31 von 72 Ländern ein, weit oberhalb der Dominikanischen Republik.

Eine andere Form an erfundenen Quellen wurde in einem Bericht der Fancy Bear-Hacker benutzt, wonach „eine kanadische Verschwörung gegen den russischen Sport enthüllt“ worden sei. Die auf der Webseite der Hackergruppe verfügbaren Dokumente erbringen keinerlei Nachweis für die Verschwörungstheorie—nur in der Erklärung der Hacker selbst wird dies behauptet. Wie das Cybersecurity-Unternehmen Crowdstrike erklärte, können sowohl Fancy Bear als auch Cozy Bear mit zu Russischen Geheimdiensten in Kontakt stehenden Akteuren in Verbindung gebracht werden, welche die US-Wahlen 2016 ins Visier genommen hatten.

Der Fernsehsender Swesda brachte einen Beitrag zu einer kanadischen Verschwörung gegen russische Athleten. Screenshot aus dem Swesda-TV-Bericht.

… oder überhaupt keine Quelle

Manchmal wird bei einer Desinformationskampagne auch überhaupt keine Quelle genannt, sondern Desinformationen als bloße Fakten dargestellt. Diese Methode kommt wiederholt in russischsprachigen Medien mit Hinblick auf die Tragödie des Flugs MH17 zum Einsatz. Tsargrad berichtete, dass die „Außenminister der Niederlande und Russlands unter anderem eine Diskussion über die Nachforschungen zur Malaysian Boeing-777 planen, die am 17. Juli 2014 von einer ukrainischen Buk abgeschossen wurde“, und Regnum schrieb: „Eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Russland und den Niederlanden ist nur unter einer Bedingung möglich: Wenn die Niederlande bereit sind, der Welt die Wahrheit über das Flugzeug der Malaysian zu erzählen, welches von der ukrainischen Luftwaffe abgeschossen wurde.“

Das von den Niederlanden geführte gemeinsame Ermittlerteam ist zu dem Schluss gekommen, dass das Flugzeug von einem Gebiet aus abgeschossen wurde, welches unter Kontrolle pro-russischer Kämpfer stand, und dass die Buk-Rakete von Russland aus dorthin gebracht und später wieder nach Russland zurück geschafft wurde.