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Ich denke, dass das Phänomen Whataboutism bereits gründlich auf diesem Blog seziert und analysiert. So ist Whataboutism beispielsweise der Fall, wenn viele Menschen aus dem linken Spektrum, sich sehr unangenehm angegangen fühlen, wenn Sie zufällig die gleiche Position, wie die der US-Regierung vertreten, auch wenn die Motive völlig andere sein mögen. Man fragt sich, was diese nach dem 7. Dezember 1941 gesagt hätten, aber das ist nicht der Punkt.

Ich möchte in meinem Beitrag einen Aspekt des Whataboutism hervorheben, der bisher oft ignoriert wurde.

Vor knapp zwei Jahren formulierte ein guter Freund von mir den Kern des russischen Whataboutism folgendermaßen: „Ja, wir machen schlechte Sachen, aber die anderen machen dies doch auch. Deswegen verurteilen Sie uns nicht. Lassen Sie uns beide nur unsere Kriege führen und uns nicht gegenseitig bekämpfen.“ Grundlage für dieses Denken ist die rückständige, unmoralische Theorie der Geopolitik aus dem 19. Jahrhundert, die bis heute die Köpfe im Kreml dominiert. Das Problem mit der generellen Kritik an diesem Denken ist, dass es sehr einseitig ist und einige ziemlich dunkle Implikationen ignoriert.

Nehmen wir in einem Gedankenexperiment an, dass die USA und Europa dem Kreml wirklich das Recht auf eine „realistische“ Geopolitik zugestehen. Russland würde aber dann doch nicht aufhören, sondern weiter expandieren. Das bedeutet, dass die USA und Europa Russlands Recht auf einen eigenen Einflussbereich anerkennen, was in etwa der ehemaligen Sowjetunion oder möglicherweise aber auch der Ausdehnung des russischen Reiches entspricht. Nun, wenn die Russen also ihre eigene Einflusssphäre erhalten, dann müssen die USA auch ihre eigene haben. Tatsächlich vertreten einige Pro-Kreml Figuren diese Position öffentlich und glauben nicht an die Vertretung der Interessen von kleineren Staaten. So haben sich diese Personen bereits davon überzeugt, dass viele Nationen momentan im US-Orbit wären. Wenn die USA den russischen Standpunkt annehmen, dann müssen wir davon ausgehen, dass die russischen Staatspropaganda-Medien aufhören werden, die US-Politik zu kritisieren. Egal wie ungeheuerlich die Politik der US dann sein mag, solange diese außerhalb des Einflussbereiches Russlands stattfindet.

Ich denke, der Leser ist klug genug um zu verstehen, warum dies ein Rezept für eine schreckliche Welt ist. Denn dieses Denken ist gerade der Grund, warum ein Linker sich dem russischen Imperialismus entgegenstellen muss. Es bedeutet nicht, nicht auch den amerikanischen Imperialismus kritisieren zu können, weil der Kreml nicht wirklich dagegen ist. Die Linken wollen einfach zurück zu einer Welt, in der die großen Weltmächte die Welt auf Kosten der Mehrheit der Bevölkerung untereinander aufteilen. Wenn Sie denken, dass die US-Regierung jetzt schmutzige Dinge macht, dann sollten Sie sehen, was die Sowjetunion während des Kalten Krieges getan hat. Das ist die Epoche, in die Putins Spinner, die sogenannten „geopolitischen Experten“, uns gerne zurückführen möchten.

Denken Sie nicht auch, dass es reichlich Personen im Westen geben würde, die Moskaus Angebot annehmen würde? Muss ich selbst Trump heranführen?

Wenn der Westen, Putin mit seinen Verbrechen ohne Konsequenzen davon kommen lässt, werden westliche Führer doch unzweifelhaft auch ihre eigenen Grausamkeiten beginnen. Das ist, was Zynismus häufig züchtet.

Denkt daran, Ihr Linken, wenn Ihr gegen den russischen Imperialismus Opposition bezieht, heißt dies nicht dass Ihr nicht gegen die westliche Vielfalt opponiert. Ganz im Gegenteil, wer den russischen Imperialismus etwas entgegensetzt, bekämpft auch den westlichen Imperialismus, vor allem wenn man dabei bedenkt, dass Putins Russland natürlich nichts anders als das Nebenprodukt der westlichen neoliberalen Politik ist.

Von Russia about BS