Ukraine — Maidan Selbstverteidigung Aktivisten stehen auf einem gepanzerten Fahrzeug in Zentral-Kiew, 23. Februar 2014

Von Polygraph – Ukraine’s Maidan Revolution Was Not a ‘Coup’ (14.3.2018) – Übersetzung aus dem Englischen: StopFake_DE


Wladimir Putin

Präsident der Russischen Föderation

Die USA nutzten Russland, um den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch daran zu hindern, sein Militär gegen Randalierer in Kiew einzusetzen. Danach „betrogen“ die USA Moskau, indem sie einen bewaffneten Putsch unterstützten, sagte Präsident Wladimir Putin.

FALSCH

Der Maidan war kein bewaffneter Putsch. Der ehemalige Präsident Janukowitsch verließ das Land auf eigenen Wunsch, weil seine Verbündeten ihn im Stich ließen.
Am 8. März veröffentlichte der von der russischen Regierung finanzierte Fernsehsender RT eine Geschichte, die sich auf Bemerkungen von Präsident Wladimir Putin während eines Fernsehinterviews konzentrierte, in dem er behauptet, dass die USA und ihre westlichen Verbündeten Russland „betrogen“ hätten, indem sie einen bewaffneten Putsch in der Ukraine im Februar 2014 unterstützt hätten.

„Hier ist etwas öffentlich nicht bekannt“, sagte Putin zu seinem Interviewer in einem Dokumentarfilm mit dem Titel World Order 2018.

„In diesem Moment riefen uns unsere amerikanischen Partner an und baten uns, alles zu tun – und das ist fast ein Zitat -, um sicherzustellen, dass Janukowitsch nicht die Armee einsetzt, damit die Opposition die Plätze und Regierungsgebäude zu ihren eigenen Bedingungen räumen konnte und zur Umsetzung des vereinbarten Abkommens übergehen konnte“, sagte der russische Präsident.

Putin behauptete dann, dass seine westlichen „Partner“ keine Warnung vor dem abgaben, was er einen „Staatsstreich“ nannte, den der Westen angeblich unterstützte.

„Sie hätten uns wenigstens anrufen können, etwas tun können, ein Wort sagen können! Sie hätten sagen können: „Es war ein Agenten-Fall, die aus der Reihe getanzt sind, aber wir werden es reparieren und alles in die Grenzen des Gesetzes zurück bringen“, sagte Putin.

„Kein Wort! Im Gegenteil, es gab die volle Unterstützung derer, die diesen Putsch begangen haben“, fuhr er fort. „Das haben sie mit ihren eigenen Händen getan. Wie können sie jetzt die gegenwärtige Führung nicht unterstützen? Sie stellten sich selbst in eine Ecke.“

Tatsächlich war das, was im Februar 2014 in der Ukraine geschah, kein bewaffneter Putsch, und es gibt keine glaubwürdigen Beweise dafür, dass Demonstranten „Agenten“ der Vereinigten Staaten oder eines anderen Landes waren. Nachdem Scharfschützen und Bereitschaftspolizei am 20. Februar Dutzende von Demonstranten getötet hatten, erwarb eine kleine Minderheit von Demonstranten rudimentäre Waffen, darunter sogenannte „traumatische“ (nicht tödliche) Pistolen, Luftgewehre und Jagdwaffen. Das sieht man auch an dem von RT für diese Geschichte verwendeten Foto: Der Mann im Vordergrund scheint mit einem Luftgewehr oder Kleinkaliber-Sportgewehr bewaffnet zu sein.

Screenshot of RT article
Screenshot des RT-Artikels

Keine dieser Waffen erwies sich als geeignet für ausgebildete Polizisten, die mit vollautomatischen Kalaschnikows und einer Vielzahl von Scharfschützengewehren auf der anderen Seite bewaffnet waren.

Es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass nur eine Handvoll Gebäude im Zentrum von Kiew jemals von den Demonstranten besetzt waren. Einige von denen waren nichtstaatliche Gebäude, deren Eigentümer den Demonstranten freiwillig erlaubten, ihre Einrichtungen zu benutzen.

Grundlage für Putins Vorwurf ist das am 21. Februar unterzeichnete Abkommen zwischen dem damaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch und den Führern der parlamentarischen Oppositionsparteien, die von vielen als Führer der Maidan-Protestbewegung angesehen wurden (obwohl dies von vielen Demonstranten auf dem Maidan selbst bestritten wurde). Putin, wie auch andere russische Politiker und Medienvertreter, haben wiederholt angedeutet, dass die USA irgendwie eine Kontrolle über die Demonstranten ausgeübt hätten, die die Vereinbarung ignoriert und angeblich einen Angriff auf die damalige Macht ausgeführt hätten. Aber so haben sich die Ereignisse nicht abgespielt.

Protestführer haben ausgesagt, dass sie Telefonanrufe von Kommandeuren einzelner Polizeieinheiten erhalten haben, die um eine sichere Passage aus Kiew baten, die ihnen von den Demonstranten gewährt wurde. In den frühen Morgenstunden des 22. Februar verließ Janukowitsch seine private Residenz von Mezhyhirya im Norden der Stadt mit einem Hubschrauber, der nach Kharkiv im Osten des Landes flog. Augenzeugen sagten, dass das Verschwinden der Bereitschaftspolizei, die seine Wohnanlage bewachte, mit Janukowitschs Flucht zusammenfiel, während später Demonstranten bei seiner Residenz auftauchten. Janukowitsch reiste von Charkiw aus in seine Heimatstadt Donezk, dann weiter auf die Krim und landete später in Russland, wo er bis heute lebt.

Statt durch einen Staatsstreich von der Macht vertrieben zu werden, gibt es Hinweise darauf, dass Viktor Janukowitsch bereits vor der Unterzeichnung des Abkommens vom 21. Februar geplant hatte, Kiew zu verlassen. Aufnahmen von Sicherheitskameras aus seinem Privatanwesen zeigen, wie sein Personal am 19. Februar Wertsachen aus dem Mezhyhirya-Gelände wegschafft.

Andere Aufnahmen von Sicherheitskameras zeigen, dass Wertsachen am 21. Februar abgeholt werden, deutlich erkennbar am Sonnenlicht während des Tages.

Das Abkommen wurde am Abend unterzeichnet, als es in Kiew bereits dunkel war. Auf der Grundlage der damaligen Berichte sagte der ukrainische Prässident damals in Charkiw, dass er nicht zurückgetreten sei, aber es wurde bald nach dem Verlassen klar, dass seine Parteifreunde ihn im Stich gelassen hatten. Als er nicht mit dem Flugzeug vom Flughafen Donezk abflog, fuhr er in einer Auto-Kolonne los und machte sich auf den Weg zur Krim und später nach Russland. (siehe NYT-Artikel, der oben verlinkt ist) Janukowitschs Plan, das Land zu verlassen, war in Kraft, bevor die Bereitschaftspolizei begann, ihre Positionen im Zentrum Kiews aufzugeben.

Was ein Coup ist (und was kein Coup ist)

Definitionsgemäß ist ein Staatsstreich, wenn Angehörige der politischen Elite eines Landes, meist Militärs, die Macht mit Gewalt ergreifen. Das ist aber mit Sicherheit nicht das, was 2014 in Kiew im Februar geschehen ist. Das Militär spielte praktisch keine Rolle, und die einzige militärische Einheit, die während dieser Ereignisse mobilisiert wurde, wurde angewiesen, nach Kiew zu kommen, um die Demonstranten zu unterdrücken, nicht um ihnen zu helfen. Diese angeforderten Mitarbeiter wurden in ihrer eigenen Kaserne blockiert und schafften es nicht in die Hauptstadt.

Viktor Janukowitsch wurde nicht als Ergebnis von Machenschaften der politischen oder militärischen Elite seines Landes entfernt. Er provozierte Proteste durch seine eigenen Aktionen (er weigerte sich, ein EU-Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen, das er seit Jahren versprochen hatte, und um dann später mit Gewalt gegen Demonstranten vorzugehen), und plante dann, aus der Hauptstadt zu fliehen, in der Hoffnung, dass er bis zu den geplanten Wahlen im Dezember 2014 seine Machtbasis außerhalb von Kiew wieder aufbauen könnte. Stattdessen verließen ihn seine Verbündeten, und so verließ er selbst aus eigenen Stück, unter Eindruck der nicht mehr vorhandenen Machtbasis, selbst die Ukraine.

Später im RT-Artikel wird Putin zum Thema Post-Maidan-Ukraine zitiert.

„Wenn sie es ein wenig anders gemacht hätten, hätte die Ukraine viel mehr davon profitiert. Unsere Kooperationsbeziehungen wären nicht unterbrochen worden. Ganze Industrien in der Ukraine hätten noch existiert“, sagte Putin.

Was Putin und der RT-Artikel nicht erwähnt haben, ist die russische Invasion und Annexion der Krim und die Anwesenheit russischer Staatsangehöriger, die mit Separatisten in der ukrainischen Donbas-Region kämpfen, was wahrlich zum Zusammenbruch der russisch-ukrainischen Beziehungen geführt hat.


Von Polygraph – Ukraine’s Maidan Revolution Was Not a ‘Coup’ (14.3.2018) – Übersetzung aus dem Englischen: StopFake_DE