In dem Artikel eines lettischen Newsportals, auf den sich die Propaganda bezieht, heißt es nicht, dass die Ukrainer ,,versuchen, nach Russland zu gehen“. Die von den Journalisten befragten Bürger versuchen, aus persönlichen und familiären Gründen über Russland in die vorübergehend besetzten Gebiete der Ukraine zu gelangen.

Кремлевские СМИ и пользователи социальных сетей начали распространять ложную информацию о том, что на латвийской границе наблюдаются большие очереди из граждан Украины, которые якобы «пытаются уехать» в Россию. В подобных «новостях» агитпроп ссылается на материал, размещенный на объединенном новостном портале Латвийского Радио и Латвийского Телевидения LSM.

Kreml-Medien und Nutzer sozialer Medien haben damit begonnen, Falschinformationen zu verbreiten, wonach sich an der lettischen Grenze lange Schlangen ukrainischer Bürger bilden, die angeblich nach Russland ,,ausreisen wollen“. Bei solchen ,,Nachrichten“ bezieht sich die russischen Medien auf Quellen, die auf dem gemeinsamen Nachrichtenportal des lettischen Rundfunks und des lettischen Fernsehens LSM veröffentlicht wurde.

Screenshot von der Mirtesen-Website
Screenshot – facebook.com

,,Das lettische Fernsehen ist überrascht: An der Grenze haben sich riesige Schlangen von ukrainischen Bürgern gebildet, die nach Russland ausreisen wollen. So ist er eben – dieser ,,russische Aggressor“, aus irgendeinem Grund laufen die ,,Besetzten“ nicht vor ihm weg, sondern zu ihm hin“, schreiben Nutzer in sozialen Netzwerken.

Nach der Verbreitung solcher Informationen beschloss StopFake zu überprüfen, ob die lettischen Medien die Geschichte von den ukrainischen Bürgern, die sich an der Grenze drängen, um ,,nach Russland zu gehen“, wirklich gefilmt hatten. Im Juni veröffentlichte das Nachrichtenportal LSM tatsächlich Material über Warteschlangen von Ukrainern an der Grenze zu Russland. In diesem Beitrag wurde jedoch nicht gesagt, dass die Ukrainerinnen versuchten, unwiederbringlich in das russisches Staatsgebiet einzureisen.

In dem Artikel, auf den sich die russische Propaganda bezieht, sprechen die Journalisten über die Gründe für die entstandenen Warteschlangen und darüber, warum Ukrainer, die vor dem Krieg geflohen sind, die Grenze zu Russland überqueren wollen. Wie sich herausstellt, versuchen die Befragten aus persönlichen und familiären Gründen, über Russland in die vorübergehend besetzten Gebiete der Ukraine zu gelangen. So zitierten die Journalisten beispielsweise einen gewissen Viktor, der seine Verwandten aus der Besatzung herausholen will.

,,Wir wollen nach Hause, aber nicht für lange, denn wir kommen aus Kachowka, dort ist ein Damm gebrochen. Wir hatten viele Verwandte, wir müssen sie in einem Lieferwagen hierher bringen, sie von dort evakuieren“, sagte Viktor, ein Ukrainer.

In dem Artikel wird auch eine Frau erwähnt, die in das besetzte Mariupol gehen will, um ,,ihre Dokumente zu ordnen“. Ein anderes Ehepaar erklärte, sie wollten ,,ihre in Russland zurückgelassenen Kinder mitnehmen“. Erwähnt wird auch eine 80-jährige Frau, ,,die nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Polen in die Ukraine zurückkehren wollte“. Ihre Beweggründe wurden von den Journalisten jedoch nicht beschrieben. Andere Berichte über Ukrainer, die nach Russland ausreisen wollen, finden sich in dem lettischen Artikel nicht.

Erwähnenswert ist auch die manipulative Aussage der Propaganda über ,,riesige Warteschlangen von ukrainischen Bürgern“. In dem Artikel, auf das sie selbst verwiesen, erklärte ein Vertreter des lettischen staatlichen Grenzschutzdienstes, dass die Warteschlangen aufgrund der langen Kontrollen durch Russland entstanden seien. Die Nutzer sozialer Medien und die Medien des Kremls erwähnten dies jedoch nicht.

StopFake hatte zuvor eine gefälschte Geschichte widerlegt, wonach der lettische Präsident Selenskyj zum Lachen gebracht haben soll, indem er sagte, die ukrainischen Streitkräfte hätten gewonnen.