Die Ukraine hat keine solchen Forderungen gestellt, und ein angebliches Zitat des ukrainischen Außenministers Kuleba ist frei erfunden. Außerdem steht Silvio Berlusconi nicht auf der Liste der Personen, die wegen der Unterstützung der russischen Invasion in der Ukraine sanktioniert wurden.

Eine Reihe von Kremlmedien sowie einige Nutzer sozialer Medien haben berichtet, dass die Ukraine angeblich die Übergabe des Erbes des italienischen Politikers Silvio Berlusconi an sie gefordert hat. Als ,,Bestätigung“ führen sie die Worte des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba an, der angeblich erklärte, dass Berlusconi, da er ein Freund Putins war, ,,indirekt an Kriegsverbrechen gegen das ukrainische Volk beteiligt war“, und dass es fair wäre, sein gesamtes Erbe der Ukraine zu übertragen.

Einige Nutzer stellen diese ,,Nachricht“ als Beweis dafür dar, dass die Ukraine ein ,,schwarzes Loch“ in Bezug auf Zahlungen ist, ein beliebtes Narrativ der russischen Propaganda.

Screenshot – t.me

In der Tat wurden in der Ukraine keine derartigen Erklärungen abgegeben, und das Zitat des ukrainischen Außenministers ist frei erfunden. Das Zitat wurde aber trotzdem von anonymen Telegram-Kanälen gepostet und von russischen Nachrichtenagenturen verbreitet.

Der italienische Politiker Silvio Berlusconi ist am 12. Juni nach langer Krankheit im Alter von 87 Jahren gestorben. Berlusconi war bekannt für seine Freundschaft mit dem russischen Präsidenten Putin sowie für seine kontroversen Äußerungen zum russisch-ukrainischen Krieg. So beschuldigte Berlusconi beispielsweise die Ukraine und Präsident Selenskyj, dafür dass Russland in die Ukraine eingefallen ist. Das ukrainische Außenministerium hat auf seine Äußerungen reagiert. Der Sprecher des Außenministeriums, Oleh Nikolenko, sagte, solche Anschuldigungen seien lächerlich und ,,ein Versuch, die blutverschmierten Hände Putins zu küssen und ihre Loyalität gegenüber dem russischen Diktator zu demonstrieren“. Nikolenko erinnerte auch daran, wie Berlusconi 2010 vor Fernsehkameras die Hände des libyschen Diktators Muammar Gaddafi küsste. Gleichzeitig reagierte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf Berlusconis Äußerungen und stellte fest, dass die italienische Regierung die Ukraine ,,fest und zuversichtlich“ unterstütze.

Was das Erbe des Politikers betrifft, so geht es an seine Kinder, von denen Berlusconi fünf hatte.

Am 10. März letzten Jahres unterzeichnete der ukrainsiche Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Gesetz über die zwangsweise Beschlagnahme von Eigentum der Russischen Föderation und ihrer Einwohner. Das Gesetz bezieht sich auf die Beschlagnahme jeglichen Eigentums der Russischen Föderation oder ihrer Einwohner im Hoheitsgebiet der Ukraine, ohne Ausnahme. Dazu gehören insbesondere Geldmittel, Währungswerte, Bankguthaben, bewegliches und unbewegliches Vermögen, Eigentumsrechte, Unternehmensrechte, Wertpapiere und Kryptowährungen. Die Idee, die infolge der russischen Aggression beschlagnahmten Vermögenswerte russischer Oligarchen direkt an die Ukraine zu übertragen, wurde auch in den Vereinigten Staaten unterstützt. Im Mai dieses Jahres erlaubte US-Justizminister Merrick Garland zum ersten Mal die Übertragung beschlagnahmter russischer Vermögenswerte an die Ukraine – das Vermögen des russischen Oligarchen und Eigentümers des Propaganda-Fernsehsenders Tsargrad TV Konstantin Malofeev.

Berlusconi steht nicht auf der Liste der Personen, die wegen der Unterstützung der russischen Invasion in der Ukraine sanktioniert wurden.

Zuvor hatte StopFake die Manipulationen zurückgewiesen, wonach die Ukraine angeblich den ,,Raub“ russischer Unterstützer „legalisiert“ habe.