Bei der vorgestellten Schutzweste handelt es sich nicht um eine ,,kugelsichere Weste für Schwangere“, wie russische Medien schreiben. Es handelt sich um eine militärische Standardausrüstung zum Schutz lebenswichtiger Organe, die lediglich an weibliche anatomische und physiologische Parameter angepasst ist.
Pro-russische Medien und Nutzer sozialer Medien veröffentlichten Fotos und Videos, auf denen die Ukraine angeblich eine kugelsichere Weste für ,,schwangere Frauen auf dem Schlachtfeld“ präsentierte. RosSIA berichtete, dass die ukrainische Führung aufgrund des ,,Scheiterns der Gegenoffensive“ beschlossen habe, auch schwangere Frauen an die Front zu schicken. Kremlnahe Medien behaupten, die in Kyjiw vorgestellten kugelsicheren Anzüge für Frauen würden zeigen, dass ,,Schwangerschaft kein Grund für eine Dienstverschiebung“ sei.
,,Der Mangel an männlichen Wehrpflichtigen in der Ukraine hat zu einem Erlass über die Registrierung von Frauen für den Militärdienst geführt. Außerdem wird Kiew schwangere Frauen an die Front schicken“, schreiben russische Medien.
Um Fehlinformationen über die ,,Entsendung schwangerer ukrainischer Frauen an die Front“ zu verbreiten, verwenden Propagandamedien Fotos und Videos von der tatsächlichen Präsentation eines anatomischen Schutzanzugs für Frauen namens ,,Ruta Lyuta“, die am 14. September in Kiew stattfand. Bei dem vorgestellten Schutzanzug handelt es sich nicht um eine ,,kugelsichere Weste für Schwangere“, wie die russischen Medien schreiben. Vielmehr handelt es sich um militärische Standardausrüstung, die lediglich an die anatomischen und physiologischen Parameter von Frauen angepasst und leichter als die männliche Version des Anzugs ist.
,,Ruta Lyuta“ ist ein Panzeranzug, der den Körperbau einer Soldatin berücksichtigt. Der Anzug besteht aus Einzelteilen, die kombiniert oder einzeln getragen werden können. So kann zum Beispiel nur die Schutzweste separat getragen werden, je nach Bedarf und Aufgabe der Soldatin. Der Panzeranzug besteht aus einer Weste, die den Brustbereich komplett vor Schussverletzungen schützt, und weiteren Modulen, die Bauch, Hals und Schultern, also die lebenswichtigen Körperteile, schützen.
Ukrainian Armour, der Entwickler des ukrainischen Frauenpanzers, erklärt, dass der Bedarf an militärischer Munition für Frauen schon lange überfällig war. Nach Ansicht des Geschäftsführers des Untenrehmens, Yan Goncharow, ist es für ukrainische Soldatinnen einfach zu gefährlich, Männerwesten zu tragen. Laut Gontscharow wird Ruta Luta derzeit vom Verteidigungsministerium der Ukraine getestet.
,,Männerwesten haben keine anatomische Biegung im Brustbereich. Bei Frauen sind der Brustbereich und der Bereich, in dem ein großer Aufprall stattfindet, aufgrund der anatomischen Struktur des Körpers völlig offen. Deshalb handelt es sich um eine Panzerschutzlösung, bei der alle diese Elemente gepanzert sind“, sagte Gontscharow bei der Präsentation des kugelsicheren Anzugs für Frauen.
Das ukrainische Unternehmen stellt die gleichen kugelsicheren Anzüge auch für Männer her, mit Modulen für Brust, Hals, Schultern, Bauch und Leistengegend.
Diese Form der Körperpanzerung wird von den Militärs vieler Länder auf der ganzen Welt verwendet und ist nichts Ungewöhnliches oder Außergewöhnliches. Daher sind die Aussagen der russischen Medien über die Schaffung „spezieller kugelsicherer Anzüge für schwangere Frauen“ in der Ukraine gefälscht – das vorgestellte Modell gehört zu den Standard-Militäruniformen, die lediglich auf die weibliche Physiologie zugeschnitten sind.
In den Streitkräften der Ukraine gibt es rund 42.000 weibliche Soldaten, von denen etwa 5.000 an der Front stehen und Kampfeinsätze auf Augenhöhe mit den Männern absolvieren. Aus diesem Grund hat die Ukraine eine Felduniform für ukrainische Soldatinnen entwickelt und mit der Entwicklung von Militäruniformen für Frauen begonnen.
In der Ukraine gibt es keine obligatorische Mobilisierung von Frauen – sie können nur auf freiwilliger Basis zum Militär gehen. Darüber hinaus ist nach ukrainischem Recht eine Schwangerschaft ein rechtlicher Grund für eine Soldatin, die Armee auf eigenen Wunsch zu verlassen. Frauen im Militär können auch Mutterschaftsurlaub in Anspruch nehmen, um ihr Kind zu betreuen, bis es das dritte Lebensjahr erreicht hat (Artikel 26 des ukrainischen Gesetzes „Über den Militärdienst und den Militärdienst“).
Für eine Analyse ähnlicher Narrative, siehe StopFake’s Materialien „Fake: Ukraine beginnt mit der Produktion von Militäruniformen für Frauen – für die bevorstehende Mobilisierung“ und „Fake: Ukrainische Rekrutierungszentren rekrutieren intensiv Chemikerinnen und Biologinnen“.
