Am 9. Mai veröffentlichte die russische Zeitung Gazeta.ru eine Geschichte, in der behauptet wird, dass die Ukraine im Handel mit der Europäischen Union massiv verliert. Die Begründung dafür sei, dass die ausgehandelten Exportquoten mit der EU sehr schnell ausgeschöpft wurden und ukrainische Hersteller deswegen den verlorenen russischen Markt nicht mit neuen Kunden ersetzen konnten. Die Veröffentlichung behauptet auch, dass begrenzte Exportquoten den meisten Unternehmen nicht erlauben würden, Gewinne zu machen. Die ukrainische Regierung habe es zudem versäumt, die EU zu überzeugen, die Ausfuhren aus der Ukraine zu erhöhen. Laut Gazeta.ru sind ukrainische Exportwaren für die EU nicht attraktiv und ukrainische Exportunternehmen haben keinen Durchbruch erzielt.

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Gazeta.ru verwendet nicht nur manipulierte Zahlen sondern verkennt bezüglich der ukrainischen EU-Exporte auch die tatsächliche Situation vor Ort.

Vier Tage bevor die Fake-Geschichte von Gazeta.ru veröffentlicht wurde, gab das ukrainische Landwirtschaftsministerium bekannt, dass die Ausfuhrquoten für ukrainische Agrarprodukte erhöht werden. Die Entscheidung der EU, wird voraussichtlich Mehreinnahmen in Höhe von 200 Millionen Dollar erzielen. Die Ukraine setzt außerdem Verhandlungen fort, um die Anzahl an Exportartikel in die EU weiter zu erhöhen.

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Gazeta.ru nutzt in seiner Geschichte selektiv Daten. Laut dem ukrainischen Statistikamt stiegen die Exporte des Landes 2017, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, um fast 33%. Die Ausfuhren in die Europäische Union betragen nun insgesamt 39% der Gesamtausfuhren der Ukraine und haben sich im vergangenen Jahr fast verdoppelt.

Gazeta.ru betont auch, dass andere Sektoren der ukrainischen Wirtschaft leiden würden und dass der ukrainische Luftfahrbauer Antonov keine neuen Flugzeuge produziert würde. Dies sei auf Probleme mit dem Ersatz von russischen Bestandteilen zurück zu führen.

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Die Wahrheit zeigt aber ein ganz anderes Bild. Antonov war zwar in der Vergangenheit auf russische Komponenten beim Flugzeugbau angewiesen. Mittlerweile hat er diese Komponenten aber durch neue Zulieferer ersetzt. So wurde im Dezember 2016 ein neu konstruiertes Transportflugzeug produziert: der AN-132. Ein leichtes Transportflugzeug, welches im April 2017 seinen Jungfernflug in Kiew hatte und bereits von Saudi-Arabien sechs Mal bestellt wurde.

Ein lesenswerter Artikel zur Antonow-Geschichte ist in der NZZ vom 3.6.2017 zu lesen.