Sie haben richtig gelesen: Alles was es braucht um ein russisches Fake über die Ukraine zu produzieren, ist ein knackiges, aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat. Die Website Moskovskiy Komsomolets tat dies in einem ihrer letzten Artikel. In diesem Artikel wird behauptet, dass die Ukraine bereit sei, die sterblichen Überreste ehemaliger Sowjetgeneräle an verbliebene Verwandte per Post nach Russland zu senden. Ausgangspunkt dieser Geschichte war ein Facebook-Post eines Abgeordneten des Kiewer Stadtrat, einem gewissen Yuriy Syrotiuk. Dieser schrieb auf Facebook, dass diese Überreste entweder per Post nach Russland geschickt werden sollten oder in ein nahegelegenes Krematorium umgebettet werden sollten.

Website mk.ru
Website 1tv.ru

Der General um den es genau geht, ist der sowjetische Armeegeneral Nikolai Watutin. Watutuin war im Zweiten Weltkrieg, für eine Vielzahl an Roten-Armee-Manöver in der Ukraine verantwortlich.  Watutin  führte 1943 u.a. die erste ukrainische Front an, die die Wiedereroberung der ukrainischen Hauptstadt Kiew von den Nazis gelang. Watutin selbst wurde 1944 bei einem Überfall der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) schwer verwundet und erlag später seinen Verletzungen. Seitdem ist er mit vielen Denkmälern gewürdigt worden – u.a. mit einem Denkmal in einem Kiewer Stadtpark, neben dem ukrainischen Parlament, der Werchowna Rada, wo er auch beerdigt wurde.

Die Website Moskovskiy Komsomolets behauptet nun, dass sich Kiewer Stadtbehörden nicht nur mit der Umbenennung einer Straße vom Watutin zufrieden geben würden. Im letzten Jahr wurde in Kiew eine Watutin-Straße umbenannt. Moskovskiy Komsomolets behauptet nun, dass die Stadt Kiew auch alle weiteren Spuren des Generals aus der Stadt entfernen wolle und deswegen auch sein Denkmal und sein Grab abbauen würde. Seine Überreste sollten per Post nach Russland per Post verschickt warden, so die Webseite.

Der staatliche russische Fernsehkanal Rossija 1 widmete sich dieser Fake-Story und auch Rossiyskaya gazeta, Nezavisimaya Gazeta, Metro und andere verbreiteten die Geschichte beharrlich weiter.

Nun aber zu den Fakten: Nach einer offiziellen Stellungnahme der Kiewer Stadtverwaltung gibt es keinerlei Pläne, das Denkmal von Watunin abzubauen. Es gibt auch keine Pläne es an einen anderen Ort umzusetzen, wie in russischen Medien berichtet wurde. Darüber hinaus hat die Stadtverwaltung Kiew zwar das Recht, Straßennamen zu ändern. Entscheidungen über den Abbau von Denkmälern aus der Sowjetunion können aber alleinig vom ukrainischen Parlament vorgenommen werden. Fest steht: Das Denkmal von Watutin ist definitiv nicht auf der Liste der Kiewer Denkmäler, die demontiert werden sollen.

Das Ukrainische Institut für Nationale Erinnerung, welches den Prozess der Dekommunisierung von Stadt- und Straßennamen sowie von Denkmälern überwacht, erklärt  weiter, das Denkmäler von Menschen, die an der Befreiung der Ukraine von den Nazis beteiligt waren, definitiv nicht abgebaut werden. Auch dann nicht, wenn diese Personen führende Positionen innerhalb der kommunistischen Partei innehatten, so wie es General  Watutin der Fall war.

Website unian.net

Im Gespräch mit StopFake, sagte der Auslöser für die Geschichte Stadtrat Yuriy Syrotiuk, dass er glaube, dass Leute auf Friedhöfen begraben werden sollten und nicht in öffentlichen Parks. Er selbst würde die Familie von Watutin über eine mögliche Neu-Bestattung kontaktieren. Da dies eine Einzelmeinung des Stadtrat darstellt, hat diese Meinung kaum Relevanz, da die Kiewer Stadtverwaltung, wie oben angemerkt, nicht plant, das Denkmal abzubauen.

cheline.com.ua

Als ein Beispiel kann dafür die nordukrainische Stadt Tschernihiw in Betracht gezogen werden: Dort wurden kürzlich die sterblichen Überreste von zwei kommunistischen Partisanen aus dem Stadtzentrum in einen nahegelegenen Friedhof umgebettet.