Viele russische und ukrainische Medien verbreiten die Nachricht, wonach die Ukraine angeblich nicht die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland im Fernsehen übertragen wird. Diese Fälschung basiert auf einem falsch wiedergegebenen Zitat aus einem Interview mit Zurab Alasania, dem Leiter der Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalt der Ukraine (ÖRFU). In dem Interview spricht Alasania aber allgemein über die ÖRFU, über den Fernsehsender „UA: Perschyj“ und über regionale öffentlich-rechtliche Fernsehsender. Er spricht dabei aber nicht über das gesamte Land Ukraine, sondern bezieht sich in seinen Aussagen nur auf die eigene Sendergruppe.

Webseite Screenshot AIF.uaDas verwendete Alasania-Zitat über die Nicht-Übertragung von WM-Spiele aus Russland haben viele Journalisten als endgültige offizielle Entscheidung des Leiters der ÖRFU interpretiert. Außerdem haben einige Medien neue Falschinformationen hinzugefügt – zum Beispiel berichtetet die ukrainische Seite Korrespondent, dass die „ÖRFU keine Absicht hat, die Rechte für die Live-Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 zu erwerben“, obwohl die ukrainische ÖRFU und die EBU(European Broadcasting Union) die WM-Ausstrahlungsrechte für 2018 bereits erhalten haben.

Diese Fake-Nachricht, dass die Ukraine die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 aus Russland nicht übertragen wird, haben die russischen Webseiten Gazeta.ru, Russia Today, Argumenti i Fakty, Sport Express, Rosbalt, Ria Novosti Ukraina, Pravda.ru und die ukrainischen Webseiten 24tv.ua, Kherson Daily, Korrespondent verbreitet.

Webseite Screenshot telekritika.ua

In dem zitierten „Telekritika“-Interview gibt Zurab Alasania an, dass „selbst auf die Gefahr hin, dass ich entlassen werden sollte, sage ich: Wir werden es [Anm. SF: Fußball-WM] nicht zeigen“. Im Interview werden die Pläne für die Entwicklung der ÖRFU, das Team von Zurab Alasania und von neuen Fernsehformaten beim ÖRFU thematisiert. In der Frage über die WM-Ausstrahlung ging es dabei nur um die Sender, die zur Sendeanstalt des ÖRFU gehören, aber nicht über alle anderen privaten Fernsehsender der gesamten Ukraine.

Im Moment gehören die Rechte für die Live-Übertragung der Fußball-WM 2018 noch der ÖRFU. So ist es auch in einem offiziellen Dokument der FIFA nachzulesen. Wie die Erfahrung anderer Länder und der Ukraine aus der Vergangenheit zeigt, gibt es oft einen bestimmten Vergabemodus. Zuerst werden die Übertragungsrechte an staatliche oder öffentlich-rechtliche Sender vergeben. Danach werden diese Rechte dann an kommerzielle Fernsehsender weiter verkauft. So übertrugen beispielsweise die Fußball-WM 2014 in Brasilien die ukrainischen Privatsender „Ukraina“, „Fußball 1“ und „Fußball 2“. Diese Sender hatten damals die Übertragungsrechte beim ehemals staatlichen Sender „Perschyj Nationalnyj“ erworben.

Der Chefredakteur des ukrainischen „Fußball“-Magazin Artem Francow hat in einem Interview beim Radiosender Radio Stolytsi“ darauf hingewiesen, dass „es in der Regel so ist, dass zumindest ein wesentlicher Teil der Übertragungsrechte von ÖRFU vom Fernsehender „Fußball“ erworben wird“, die in einem einzigen Paket mit dem Fernsehsender „Ukraine“ sind. Francow ist zudem zeitgleich Mitglied des Vorstandes der Fußballföderation der Ukraine.

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