Russische Online-Zeitungen verbreiten fröhliche Geschichten, in denen behauptet wird, dass US-Präsident Joe Biden „sein erstes internationales Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt“ habe und während des Gesprächs die beiden Präsidenten „über das Schicksal der Ukraine entschieden“ hätten. Die russische Seite Antifaschist behauptet, dass im Büro des ukrainischen Präsidenten Traurigkeit und Trauer herrschen, weil Biden sein erstes Telefonat mit Putin geführt hat und die beiden Präsidenten gemeinsam die inneren Angelegenheiten der Ukraine besprochen haben.

Der Anruf bei Putin war bei weitem nicht das erste internationale Gespräch, das Präsident Biden führte. Und die besprochenen Themen waren solche, die für die Vereinigten Staaten wichtig sind. Wie die Pressesprecherin des Präsidenten, Jen Psaki, während ihres Briefings am 26. Januar deutlich machte, bekräftigte Präsident Biden während seines Gesprächs mit dem russischen Präsident die starke Unterstützung der USA für die ukrainische Souveränität angesichts der anhaltenden Aggression Russlands.

Was Wladimir Putin als den ersten internationale Kontakt von Biden angeht nun, das ist eine komplette Fälschung, die leicht mit einer einfachen Google-Suche nachgewiesen werdne kann. In der Tat war Präsident Bidens erster internationaler Anruf am 22. Januar der kanadische Premierminister Justin Trudeau, am 23. Januar sprach Präsident Biden mit dem britischen Premierminister Boris Johnson und mit dem Präsidenten von Mexiko Andres Lopez Obrador, am 24. Januar rief Präsident Biden den französischen Präsidenten Emmanuel Macron an und am 25. Januar sprach Biden mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Am 26. Januar schließlich sprach Präsident Biden mit Präsident Putin. Das Gespräch entschied nicht über das Schicksal der Ukraine, genauso wenig wie es eine Diskussion darüber gab, dass die USA und Russland über interne ukrainische Angelegenheiten entscheiden. Im Gegenteil: Präsident Biden bekräftigte die amerikanische Unterstützung und das Engagement für die ukrainische Souveränität.

Was die ukrainische Enttäuschung, Traurigkeit und Trauer betrifft, auf die sich die russischen Medien beziehen, so wurden solche Gefühle in keiner der offiziellen Erklärungen der ukrainischen Präsidialverwaltung erwähnt, weder auf der offiziellen Website des Präsidenten noch auf den offiziellen Social-Media-Seiten des Präsidenten.

Der ukrainische Präsident erwähnte Präsident Biden zuletzt am 20. Januar, als er twitterte, dass er die Amtseinführung des US-Präsidenten verfolge und den neuen amerikanischen Präsidenten zu einem Besuch in Kiew einladen wolle.