Das ukrainische Gesundheitsministerium plant, 2018 ein Pilotprojekt zur Nierentransplantation einzuführen. Das Programm muss noch vom ukrainischen Parlament verabschiedet werden, wird aber von russischen Medien bereits als ein Projekt bezeichnet, dass „die Ukraine zu einen Organlieferanten von Leichen verwandeln wird“. Die russische Zeitung Moskovskyi Komsomolets prognostiziert, dass das Transplantationsprogramm „nicht nur die öffentliche Gesundheit zerstören wird, sondern die Ukraine in ein Schwarzmarkt-Transplantationszentrum verwandeln wird“.

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Aber kommen wir zu den Fakten:

Der stellvertretende ukrainische Gesundheitsminister Oleksander Lynchevskyi sagte gegenüber StopFake, dass solche Behauptungen Bestandteil einer größeren russischen Desinformationserzählung seien: dass die Ukraine einen Schwarzmarkt für Organtransplantationen errichte.

Linchevsky weist darauf hin, dass nach der vorgeschlagenen ukrainischen Gesetzgebung Einzelpersonen ihre Organe nach dem Tod spenden können. Diese Informationen werden in einer zentralen Spenderdatenbank registriert. Wenn keine Einwilligung eines Verstorbenen in dieser Datenbank vorliegt und seine unmittelbaren Verwandten keine Einwilligung erteilt haben, ist es illegal, Organe zur Transplantation von einer solchen Person zu entfernen.

Die Gesetzgebung verlangt auch die Einrichtung von Ethikkommissionen, um die Bedürfnisse der Empfänger zu erfassen und die medizinische Gemeinschaft zu überwachen, um Transparenz zu gewährleisten.

Oleksander Linchevsky sagt, dass ein Schwarzmarkt für illegale Organtransplantationen in der Ukraine technisch unmöglich sei, da sowohl der Spender als auch der Empfänger umfangreiche Tests durchlaufen müssen, um das richtige Organ zu finden. Solche Tests werden aufgezeichnet und hinterlassen eine nachvollziehbare Spur. Ohne diese Daten sind Organtransplantationen unmöglich.

Moskovskyi Komsomolets behauptet auch weiter, dass reiche Ausländer auf der Suche nach Organen in die Ukraine kommen werden. Der neue Organtransplantationsentwurf legt fest, dass, wenn ein Empfänger in der Ukraine nicht gefunden wird, Informationen über das verfügbare Organ oder Gewebe an relevante Institutionen in anderen Ländern weitergeleitet werden kann. Jedoch nur an diejenigen, mit denen die Ukraine entsprechende Vereinbarungen über Organ- und Gewebetransplantationen abgeschlossen hat.

Das ukrainische Gesundheitsministerium weist darauf hin, dass in Ländern, in denen die Transplantation von Organen gut entwickelt und reguliert sind, etwa 14-39 verstorbene Spender pro Million Menschen leben, während sie in der Ukraine bei weniger als 0,2 Prozent liegen. Im letzten Jahr führten ukrainische Ärzte 126 Organtransplantationen durch, davon 119 Nierentransplantationen, 5 Leber- und eine Lungentransplantation.

Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage der Rating-Gruppe wächst in der ukrainische Gesellschaft die Unterstützung von Organ- und Gewebetransplantationen. 63% der Ukrainer glauben, dass die Menschen das Recht haben, ihre Organe zu spenden um das Leben einer anderen Person zu retten.