Russische und ukrainische Medien verbreiteten diese Woche eine Geschichte über eine drohende demographische Krise in der Ukraine und eine Massenflucht von Ukrainern zur Arbeitssuche in Europa. Alle Publikationen zitieren einen Artikel von Peter Dickinson von der Website des Thinktank des Atlantic Council als Quelle, aber die russischen Zusammenfassungen dieses Artikels sind übertriebene und manipulierte Versionen des Originals, die dabei Akzente verschieben und wichtige Fakten weglassen.

In seinem Artikel mit dem Titel „Ukraine headed for perfect storm of demographic decline“ schreibt Dickinson nicht über eine massenhafte Migration und verwendet das Wort Flucht nur einmal im Zusammenhang mit der Wortgruppe „Flucht vor der russischen Aggression„. Dickinson weist darauf hin, dass Ukrainer die Ukraine nicht wegen eines möglichen Flüchtlingsstatus in Osteuropa allein verlassen, sondern vor allem wegen besser bezahlter Arbeit mit vereinfachten Arbeitsgesetzen und erleichterten Regeln für Arbeitserlaubnisse, die den Weg ins Ausland ebnen.

RT, Korrespondent, VDome.ua, Donbass.ua, Khronika.info, Ekho Peterburga und andere russische Medien verschweigen diese wichtigen Details.

 

Website RT
Website Ekho Peterburga

Laut der UN ist die Ukraine neben Bulgarien, Kroatien, Serbien, Ungarn, Lettland, Moldawien, Rumänien, Polen und Kroatien eines von neun Ländern des Ostblocks mit den am schnellsten schrumpfenden Bevölkerungszahlen. Deshalb sind die Nachbarländer der Ukraine nicht gegen eine Beschäftigung von Ukrainern, die „einen positiven Ruf als gut ausgebildete Arbeitskräfte mit guter Arbeitsethik genießen“ und kulturell mit anderen europäischen Ländern vergleichbar sind.

Nach dem demographischen UN-Profil für die Ukraine kann die Bevölkerung des Landes bis 2050 auf rund 37 Millionen Menschen zurückgehen, praktisch alle osteuropäischen Länder befinden sich in einer ähnlichen Situation.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Dickinsons Artikel, den die russischen Medien bewusst ignoriert haben, ist der positive Einfluss der Maidan-Revolution. „Dank eines großen post-Maidanschen Drucks zur Dezentralisierung der Macht haben die ukrainischen Gemeinden vor Ort bereits jetzt deutlich mehr Zugang zu staatlichen Finanzmitteln. Dies wird der ländlichen Ukraine eine Chance geben und es erfinderischen Administratoren ermöglichen, einzelne Regionen attraktiver zu gestalten“, betont Dickinson.

Es ist wichtig, dass die Ukraine auf dem internationalen Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig wird, um den Lebensstandard im Land zu verbessern, schließt Dickinson zusammenfassend am Ende. Wenn die Ukraine diese Herausforderungen nicht angeht, werden sich die demographischen Probleme nur noch verschärfen.