Die Reaktionen Moskaus auf den inszenierten „Tod“ des russischen Journalisten Arkadij Babtschenko spiegelten in vielerlei Hinsicht ihre Reaktionen auf seinen „echten Tod“ vom Vortag wider: Die Schuldigen waren in der Ukraine, es gab keine Beweise für eine russische Verbindung, oder die gesamte Operation spiegle einfach Russophobie und antirussische Hysterie wieder. StopFake präsentiert einen Überblick über die ersten Reaktionen der russischen Medien auf die SBU-Operation im Falle Babtschenko.

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Das russische Außenministerium nannte die inszenierte Ermordung des Oppositionsjournalisten Arkadij Babtschenko „eine weitere antirussische Provokation“, auf die die ukrainischen Behörden zurückgegriffen hätten, um „russophobe Lügen zu fördern“. Fragen von Leben und Tod, das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft, das sind nur die Verhandlungschips für das Kiewer Regime, da es eine antirussische Hysterie auslöst.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa erklärte, dass die Ukraine Propaganda in die Geschichte eingeführt habe. In einem späteren Facebook-Beitrag gab sie untypisch zu, dass alle unter Schock standen. „Aber vergeblich“, fügte sie hinzu, „wir sollten daran gewöhnt sein, dass antirussische Hysterie die einzige Möglichkeit ist, unter einer ukrainischen nationalistischen Diktatur zu regieren“.

RT-Direktorin Margarita Simonyan antwortete auf die Nachricht, dass Babtschenko lebte, indem sie sich an ihre christliche Seele erinnerte: „Das kann die Christin in mir nur glücklich machen“, schrieb sie auf Twitter. Dann setzte sie Babtschenkos inszenierten Tod mit der Skripal-Vergiftung in Großbritannien gleich. „Früher, wurden Menschen wirklich getötet um eine geopolitische Provokation zu erschaffen. Manchmal Dutzende. Jetzt ist alles einfacher und schöner. Lass einen solchen Babtschenko oder einen Skripal für ein paar Tage verschwinden und alles hat schon geklappt!“

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Unterdessen hat REN TV eine Leitlinie herausgegeben, die zum Leitmantra der meisten russischen Reaktionen auf den Fall Babtschenko werden sollte: „Es stellte sich heraus, dass alles, was die Ukrainer sagten, falsch war. Und alles, was die Russen sagten, wahr ist. Sie waren nicht schuld und wurden zu Unrecht des Mordes an Babtschenko beschuldigt, sogar vom ukrainischen Premierminister“.

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Russische Politiker erklärten, dass die ukrainische Sonderoperation organisiert wurde, um „den Ruf Russlands zu schwärzen“, was zur Folge hätte, dass man generell niemand der Ukraine vertrauen sollte. Der Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten, Konstantin Kosachev, gab unterdessen bekannt, dass für ihn die Babtschenko-Operation „ein weiteres Stück ukrainisches Geschwafel gegen Russland“ sei.

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Alexej Puschkov, der Vorsitzende des russischen Föderationsrates für Informationspolitik, nannte den inszenierten Tod „eine typische, zynische Varieténummer im Kiewer Stil, den ihre westlichen Partner dumm aussehen ließ. Wir wussten schon vorher, dass man Kiew nicht trauen sollte“.

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Unterdessen warnte der russische Duma-Abgeordnete Vitaliy Milonov Arkady Babtschenko, nicht mit dem Tod zu spielen. „ Sie leben in einem Land, in dem Sie blitzschnell getötet werden können“, sagte Milonow in der Radiosendung von Komsomolskaja Prawda.

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Insgesamt haben die russischen Medien die Tatsache ignoriert, dass es die russischen Sicherheitsdienste waren, die den Mord an Babtschenko mutmaßlich angeordnet haben. Auf dem staatlichen russischen Nachrichtensender Rossiya 24, wurde darauf hingewiesen, dass der Sicherheitsdienst der Ukraine, der SBU es geschafft habe, Russland des Mordes an Babtschenko zu beschuldigen, während er noch am Leben war; sicherlich muss das Teil ihrer speziellen Operation sein, so Rossiya 24. Die tägliche Talkshow-Sendung 60 Minuten widmete sich dem Thema Babtschenko, wobei die Moderatoren die Operation „idiotisch“ nannten und Babtschenko als „skandalösen Journalisten“ bezeichneten. „Es gibt keine Beweise für eine Verschwörung oder eine Verbindung zu Moskau“, erklärte einer der Ansager zuversichtlich.

Radio Rossiyas Chefredakteur Andrej Medwedew veröffentlichte auf RT einen Blogbeitrag mit dem Titel Fake death, in dem er folgendes schrieb: „Wenn Sie, due SBU-Version glauben wollen, dass Babtschenko, der sein Land verachtete, der die russischen Toten so oft und lustvoll verspottete, sollte von einem ukrainischen Kriegsveteranen getötet werden, der im Donbas gegen Russen gekämpft hatte, die Russisch sprechen und ihr Schicksal mit Russland verbinden wollte“.

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Viele in Russland verglichen die Babtschenko -Operation mit der jüngsten Skripal-Vergiftung in Großbritannien. „Die Inszenierung des Todes des russischen Journalisten Babtschenko ist eine schmutzige und zynische Provokation im Stil des Skripal-Falls: Die ukrainischen Behörden haben sich vollständig mit den russischen Verleumdungstechniken ihrer westlichen Kuratoren bewaffnet“, erklärte der Vorsitzende des russischen Auswärtigen Ausschusses Leonid Slutskyi in Krasnaja Vesna (Roter Frühling), dem offiziellen Organ des russischen Verteidigungsministeriums.

Der bekannte russische Ultranationalist Vladimir Zhirinovsky, seines Zeichens Führer der Liberaldemokratischen Partei, erklärte: „Die Auferstehung Babtschenkos ändert Nichts; die Ukraine bleibt der europäische Führer bei der Zahl an politischen Morde, außer dass in diesem Fall ein Verbrechen vermieden wurde“.

Warum glauben einige Russen, dass der Kreml für alles verantwortlich ist – fragte sich das Medium Vzglyad. Arkady Babtschenkos hätte einen schlechten Witz mit sich selbst gespielt, es gibt keinen Glauben, dass Russland den Mord befohlen hat, aber als Ergebnis wird die ohnehin schon negative Einstellung gegenüber Babtschenko noch schlimmer werden lassen. Auch das Vertrauen in den ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU wird sich noch verschlechtern. Vzglyad erwähnt dann andere hochkarätige Morde in Kiew und stellt hintenherum die Frage: „Es gibt kein einziges ernsthaftes Argument dafür, warum Russland den Journalisten Pavel Sheremet oder den russischen Abgeordneten Voronenkov in Kiew töten müsste. Aber Russland wird sofort für seine Morde verantwortlich gemacht“.

Vzglyad lehnt jede mögliche russische Schuld ab, und diejenigen, die sich dafür entschieden haben, sind nur ein kleiner Prozentsatz der russischen Bevölkerung, schließt die Veröffentlichung. Laut Vzglyad ist die heutige russische Regierung „so human wie möglich“ und „politische Verlierer werfen den Behörden Teufelei und Grausamkeit vor, um ihre eigene Niederlage zu rechtfertigen“.

Unterdessen hat sich das offizielle Russland noch nicht zur Babtschenko-SBU-Operation geäußert. Laut Präsidialsprecher Dimitri Peskov war der Kreml am 30. Mai nicht vollständig informiert.