Am 25. November gab der ehemalige ukrainische Präsident Viktor Janukowytsch eine Pressekonferenz im russischen Rostow am Don ab. Vorher war eigentlich geplant, dass er an diesem Tag von einem Gericht in Kiew, via Videoübertragung, aus angehört werden sollte. Diese Anhörung wurde aber auf einen späteren Tag verschoben. Um aber für Fragen von Journalisten zur Verfügung zu stehen, hielt er die angesprochen Pressekonferenz, aus seiner neuen russischen Heimatstadt Rostow ab. StopFake machte sich daran einige seiner Äußerungen zu überprüfen.

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Wenig überraschend, orientierte sich Janukowytsch in der Pressekonferenz an die offizielle russische Lesart der Ereignisse, die während der Maidan-Revolution von 2013-2014 in Kiew stattfanden. Janukowytsch behauptete, dass in der Ukraine eine, in seinen Augen, ‚illegale Machtergreifung‘ stattgefunden habe, die ‚Radikale‘ an die Macht gespült habe. Diese Radikalen wären deswegen folglich auch selbst für den Krieg im Osten des Landes verantwortlich; für den selbst Soldaten im Donbas nicht kämpfen wollen würden, so der ehemalige Präsident. Janukowytsch verweigerte auf Nachfragen auch heftig die Tatsache, dass er während seiner Präsidentschaft überhaupt größere Mengen an Geld besessen habe und sagte, dass er das Land damals nur mit „Handgepäck“ verlassen hat.

Weiter behauptet Janukowytsch, dass während der Endphase der Maidan-Proteste im Februar 2014, Scharfschützen von Gebäuden aus schossen, die von den Protestierenden kontrolliert worden wären. Dabei hätten die Scharfschützen sowohl auf die eigene Polizeikräfte (und sogenannte ‚Tituschki‘) als auch auf Demonstranten geschossen.

Nach Angaben des Internationalen Untersuchungskomitees, dass die Gewalt auf dem Maidan im Jahr 2015 eingehend untersuchte, liegt die Verantwortung für die Mehrheit der Tötungen, die am 20. Februar 2014 stattfanden, bei den Scharfschützen der Berkut-Bereitschaftspolizei. Durch eine Analyse von mehreren hundert Stunden Video- und Internetmaterial identifizierte das Gremium mehr als 20 Polizisten der Berkut-Einheiten, die auf die Demonstranten schossen.

Zum Thema Geld: (Im Video bei Minute 26:00): Janukowytsch bestreitet auch, dass er die Ukraine mit Geld verlassen habe. „Kein Geld, dass mir gehört, wurde in irgendeiner Bank gefunden“, sagte er; „Ich habe nichts außer persönlichen Sachen aus der Ukraine mitgenommen, die ich als Handgepäck getragen habe.“

Was Janukowytsch als Handgepäck bezeichnete, waren tatsächlich mehrere Wagenladungen von Gemäldern, Schwertern, Dolchen, Ikonen, Vasen und andere Antiquitäten, die er aus Kiew über mehrere Tage wegschaffen ließ. Die Verladung seiner Kostbarkeiten wurde von Überwachungskameras in seiner Residenz aufgenommen.

Wir erinnern uns an die Videoaufnahmen aus der Nacht seiner Flucht und die eindrucksvollen Räumlichkeiten seiner Villa „Meschihirija“, die heute (dank ihm) ein ihm gewidmetes „Museum für Korruption“ beheimatet.

Auch die Aussage zu seiner Mittellosigkeit widerspricht deutlich jeder Realität: Janukowitschs Bankkonten wurden von den Behörden in der Ukraine nach seiner Flucht eingefroren. Der Generalstaatsanwalt hat dabei allein in der Ukraine von konfiszierten 127 Millionen ukrainischen Dollar gesprochen.

Zum Thema Anschlag auf seine Person: (Im Video bei Minute 40:00): Janukowytsch behauptete auch, dass auf sein Auto geschossen worden wäre. Diese wäre, wie er es sagt, ein bewaffneter Anschlag gegen ihn persönlich gewesen. Die ukrainische Staatsanwaltschaft untersuchte bereits die Angelegenheit und stellte fest, dass es keinen Beweis für ein Attentat auf den ehemaligen Präsidenten gäbe.