Zahlreiche Pro-Kreml Medien behaupteten, dass der ukrainische Parlamentspräsident Andriy Parubiy die Ukrainer dazu aufgerufen habe, einen neuen Maidan zu starten. Der Fernsehsender des russischen Verteidigungsministerium Swesda, die Webseiten Russkaya Vesna, RamblerHeiße Linie DNR und andere behaupteten alle, dass ein Tweet vom 22. Mai von Parubiy eine Aufforderung zu Massenprotesten sei.

Website Swesda
Website Rambler

„Glaubst du, der Geruch von Rache liegt in der Luft? Riech mal! Es ist der Geruch von brennenden Reifen. Rache wird nicht vergehen!“ – hatte Parubiy getwittert

Laut russischen Medien ist es dieser Tweet, der zu Protesten gegen die Regierung in der Ukraine aufruft.

Tatsächlich ist dieser Tweet aber nur ein Teil eine Rede von Parubiy, die er am 22. Mai vor dem Parlament hielt. Parubiy reagierte in seiner Rede auf eine Äußerung von Alexander Dolzhenkov, einem Mitglied des „Oppositionsblocks„, der vor der Rada sagte, dass seine Partei nach den Parlamentswahlen eine Reihe von Gesetze annulieren werde. Dolzhenkov sagte, dass seine Partei u.a. beabsichtigte, das Gesetz über die Entkommunisierung und das kürzlich verabschiedete Sprachgesetz zurückzunehmen.

„Was auch immer Sie sagen, Ihre Umfragewerte sind negativ. Sie sind ein vorübergehendes Phänomen in der Politik“, richtete Dolzhenkov trotzig an Parubiy.

Parubiy sagte, dass das ukrainische Volk, niemals zulassen würde, dass diese Gesetzte zurückgenommen werden:

„Denkst du, du riechst Rache in der Luft? Riech vorsichtig, es ist der Geruch von brennenden Reifen. Erinnere dich an den Maidan. Das ukrainische Volk wird es dir nicht erlauben, diese Grundwerte in unserem Land zu zerstören“, sagte Parubiy mit expliziten Bezug auf Dolzhenkov.

Parubiy berief sich in seine Aussage direkt auf Dolzhenkovs Behauptung. Er rief in seinem Tweet nicht zu regierungsfeindlichen Protesten auf.

Russische Pro-Kreml Medien jedoch dachten anders und widmeten sich der Geschichte nicht nur in einer Vielzahl von gefälschten Artikeln, sondern machten diese Geschichte sogar zu einem Diskussionsthema auf dem Staatskanal Rossiya 1 und der TV-Sendung „60-Minuten“.